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SC Leimen - SK Lindenhof 2 5,5:2,5

Ein Heimsieg für die Leimener Farben, auch wenn das Resultat etwas überzeugender ausfällt als der Verlauf der Partien.

An Brett 2 führte Jonathan Geiger die weißen Steine und erfreute sich ausgangs der Eröffnung eines gewissen Raumvorteils bei geschlossenem Zentrum. Die Pläne schienen vorgezeichnet: Weiß greift am Damenflügel, Schwarz am entgegengesetzten an. Doch so dringend schien der Wunsch des Nachziehenden, den weißen Springer von c4 loszuwerden, dass er unbedacht mit einem Bauernvorstoß den Weg nach a5 und von dort nach c6 eröffnete, von wo aus das von g1 gestartete Ross eine Qualität aufgabelte. Alsbald entschied sich der Gegner dafür, die Zeit sinnvoller zu nutzen als mit der Verwaltung einer Ruine und gab zur Leimener Führung auf.

Am siebten Brett zog Fiodor Vakuljuk nach. In nicht atypischer Manier legte er mehr Wert auf die Errichtung von Bauernketten als auf zügige Entwicklung und mahnte seine schnaubenden Figuren, sich in Geduld zu üben, bis sie an der Reihe seien. Ironischerweise störte dann gerade das Figurenspiel die Stabilität der Bauernkette - ein Springer auf g6 verhinderte die Deckung des Fußsoldaten auf h5, den der Weiße sogleich zweimal attackierte und einheimste. Zudem war der Läufer auf c6 exponiert und wurde so angegriffen, dass weiterer Bauern- oder Qualitätsverlust nicht mehr zu verhindern war. So war die Partie zugunsten des Gastes entschieden.

An Brett 3 war es an Bert Kölske, die weiße Initiative in einer offenen Eröffnung zu neutralisieren. Ein Läufer spähte weißfeldfrig in Richtung des schwarzen Befehlshaber, ein anderer fesselte einen Rappen etwas unbequem. Schließlich entschied sich unser Mann, sich der Fesselung auf Kosten eines Doppelbauern zu entledigen. Auch die Diagonale des anderen Läufers versperrte er durch den eigenen, doch gerade der so entstandene Doppelbauer verlieh der schwarzen Position etwas mehr Stabilität. Weiß versuchte zwar, die halboffene g-Linie zu einem Königsangriff zur Verwendung zu bringen, doch Bert gelang es, alle wichtigen Felder zu kontrollieren und so das Spiel auszugleichen, worauf man sich schiedlich-friedlich auf eine Punkteteilung einigte.

Am sechsten Brett hatte Franz Müller das Kommando über die helle Streitmacht. Früh übernahm allerdings sein junger Gegner die Führung in der Partie: Ein über das ganze Brett schielender Läufer auf der schwarzen Seite stand einem eingesperrten blonden Läufer gegenüber; dazu hatte Schwarz noch einen Trumpf durch die halb-offene a-Linie, über die ein Turm die weiße Stellung weiter einschränkte. So kam es, wie es kommt: Ein Zugeständnis reiht sich ans nächste. Bald war das Läuferpaar halbiert, dann sprang ein erschrecktes Rössel auf die erste Reihe zurück. Schwarz nutzte die Gelegenheit, im Zentrum aufzumarschieren. So war die weiße Stellung bald unter solchem Druck, dass keine vernünftigen Optionen übrig blieben. Stark gespielt vom jugendlichen Gegner!

An Brett vier zückte David Gauthier früh die blanke Klinge: Mit Weiß ließ er g- und h-Bauern marschieren und öffnete, obwohl selbst noch unrochiert, Linien gegen den schwarzen Monarchen. Abgesehen von der Zeit kostete es ihn das Läuferpaar und Kontrolle über die f-Linie, aber zusätzlich hatte er - mit Blick auf etwaige Damentauschabwicklungen von Bedeutung - auch die gesündere Bauernstruktur. Es entspann sich ein scharfer Kampf: Aber gerade das Eindringen der schwarzen Königin ins weiße Hinterland zeitigte die ärgste unbeabsichtigte Wirkung, da sie nun bei der Verteidigung der eigenen Reihen fehlte: Eine doppelte Drohung (Matt und Figurengewinn) war für den schwarzen Spieler nicht vernünftig zu parieren und so stand wieder ein Leimener Sieg auf unserer Habenseite! (2,5:2,5)

Am fünften Brett musste Patrick Maes sich der stürmischen Eröffnung seines sehr jungen Gegners erwehren. Früh (und fast ohne Bedenkzeitverbrauch) ging der am Königsflügel nach vorne und drohte schon die eine oder andere Bresche in die schwarzen Befestigungsanlagen zu schlagen. Doch trotz der tickenden Uhr behielte unser Recke die Übersicht und ließ keine der weißen Drohungen zur Entfaltung kommen. Das Spiel, ohnehin durch komplexe Bauernketten geprägt, wurde immer verwickelter: Nach und nach brach unser Mann aber am Damenflügel durch, während der weiße Angriff im Sande zu verlaufen begann. Nach überstandener Zeitnotphase war der schwarze Turm entscheidend eingedrungen und eroberte sich zusätzlich zu seinem Freibauern einen ganzen Springer, wonach der Weiße die Waffen zu strecken sich gezwungen sah. Führung für uns!

Am Spitzenbrett ließ Peter Hildenbrand den Anziehenden wieder in seine "Falle" laufen. Früh tauschten sich die Damen, und es entspann sich ein fast symmetrischer, schwerblütiger Kampf, in dem der Schwarze trotz anfänglicher geringer Temponachteile, um deretwillen der Weiße ja ins Endspiel gegangen war, sich nach und nach die wichtigeren Felder unter Kontrolle brachte. Und wo einmal ein strategischer Vorteil entsteht, kommt - für den Anziehenden vermutlich aus dem berühmten heiteren Himmel - die taktische Möglichkeit: Erst entschwand dem Weißen ein Bauer, dann die ganze Partie. Sieg für uns!

Am achten Brett führte German Paul die weißen Figuren; und nach einem beidseitig einigermaßen harmonischen Eröffnungsprozedere packte er die Brechstange aus und entwand dem Schwarzen für eine Leichtfigur zwei Zentralbauern. Doch dieses Geschäft war dann doch nicht so günstig wie erhofft: Der Schwarze konnte die Mehrfigur mit ins Endspiel nehmen, wo die letzte weiße Hoffnung ein Freibauer war, um den sich der Schwarze zu kümmern hatte. Dieser beschied nun, seinerseits voreilig, diesen Störenfried durch ein Figurenopfer zu beseitigen, wonach auf einmal beide Seiten gleich viel Material hatten, unser Mann jedoch die stärkere Leichtfigur und eine weiter vorgerückte Majorität. Diese band nund den schwarzen Turm, der Weiße manövrierte glänzend um die immobile schwarze Streitkraft, holte sich zwei Mehrbauern und erzwang die gegnerische Resignation. Am Ende glänzend gespielt! Dies war der Schlusspunkt zum 5,5:2,5-Sieg, nach dem es zwischenzeitlich, zumal in dieser Höhe, nicht ausgesehen hatte!

Ein Sonderlob hat sich Norbert Cimander verdient, der unser Treiben heute ausnahmsweise mit den Augen eines Fans betrachtete und als Glücksfee offenbar entscheidend gewirkt hat!