VKT Lampertheim - SC Leimen 2:6
VKT Lampertheim - SC Leimen 2:6Ein am Ende klarer Auswärtssieg in Hessen in einem Kampf ohne geteilte Punkte!
An Brett 8 kam German Paul mit Schwarz solide aus der Eröffnung, wie allerdings auch sein Widersacher. In einer Art Karlsbader Struktur, aber mit fianchettiertem weißen Königsläufer, entstand wenig Feindkontakt, bis sich der Anziehende zum Durchbruch e4 durchrang. Allein, für den entstehenden Isolani hatte er wenig Aktivität vorzuweisen, vielmehr wurde die offene e-Linie zum großen Turmtausch genutzt, wonach die schwarze Dame die weiße Struktur unter Druck setzen konnte, bis ein Bauer fiel. Als der Weiße in schwieriger Lage dann noch eine Figur einstellte, war die Partie schnell vorüber, Führung für Leimen.
Am Spitzenbrett sah sich Peter Hildenbrand, die weißen Steine führend, einem vorsichtigen schwarzen Aufbau gegenüber: den Raumvorteil im Zentrum gedachte er sogleich mittels eines aggressiven Infanterieaufmarschs gegen den lang rochierten schwarzen Monarchen zu vergolden. Die schwarze Aufstellung war jedoch flexibel genug, um Linienöffnung zunächst zu vermeiden, ja sogar selbst im Zentrum Hebel anzusetzen. Als der Weiße, noch im Wunsche, Reserven für den geplanten Sturm zu behalten, Abtäuschen zunächst aus dem Weg ging, aber schließlich einen auf f4 sich einnistenden Rittersmann zu beseitigen sich genötigt sah, wurde die Lage undurchsichtig. Auf einmal sprang der verbliebene Rappe ins weiße Hinterland und brachte die weiße Königin in Nöte, die den schwarzen Nachstellungen nicht mehr auszuweichen imstande war. Mit diesem Handstreich war die Partie praktisch entschieden, etwaige Schwindelhoffnungen wurden nicht erfüllt. 1:1
An Brett 7 stand Fjodor Vakuljuk nach einer wilden Eröffnungsphase mit einer Figur weniger da, gegen die er mit zwei Bauern und einer zerrütteten gegnerischen Bauernstruktur einen adäquaten Gegenwert zu erlangen sich versprochen hatte. Zunächst bestand die Aufgabe der weißen Truppe, die feindliche Aktivität zu neutralisieren, danach die gegnerischen Schwächen anzugreifen und selber aktiv zu werden. Als er diese Schritte erfolgreich bestritten hatte, hatte er zwei weitere Bauern eingeheimst und am Damenflügel Angriff gegen den schwarzen Monarchen. Ein schwarzes Verzweiflungsopfer entpuppte sich als Strohfeuer, durch das nur wenige Schachs heraussprangen. Bei der nächsten Gelegenheit war es an Weiß, Schach zu geben, und dieses hatte Substanz: Matt und 1:0.
Am dritten Brett befehligte David Gauthier die hellen Steine. Gegen eine riskante schwarze Spielanlage zwang er den schwarzen König früh zum Aufgabe des Rochaderechts, die vom vordringenden schwarzen Gustav hinerlassenen weißfeldrigen Schwächen gaben dem Weißen zudem ein langfristiges strategisches Ziel. Dies motivierte den Nachziehenden, bald mit einem Bauernopfer am Damenflügel - wohin der weiße Regent rochiert hatte - alle Brücken hinter sich abzubrechen. Zwar musste Weiß die schwarze Aktivität im Auge behalten, doch mit unverbundenen schwarzen Türmen war diese doch begrenzt; ein Qualitätsopfer und noch ein Läuferopfer halfen dem Schwarzen auch nicht, den Weißen in ein Mattnetz zu bringen. Ohne den erwünschten Angriff und mit geringem Holzbestand blieb nur noch die Aufgabe. 3:1 für Leimen
Am sechsten Brett zog Veteran Norbert Cimander nach. Zunächst galt es nach einer unorthodoxen Eröffnungsbehandlung, der weißen Initiative gegen den unrochierten schwarzen König zu widerstehen. Tatsächlich kam er - da Weiß einen Bauern geopfert hatte - durch die Rückgabe eines Bauern in ein Endspiel mit gleichem Material, das jedoch noch immer mit Tücken gespickt war. Nach einem Turmtausch verblieb nur noch ein Springer pro Seite, doch das weiße Ross graste früh einen Mehrbauern ab, gegen den unser Mann nun anspielen musste. Nach einem spannenden Endspiel reichte der schwarze Freibauer leider nicht gegen die weißen Freibauern, die sich der Weiße durch Springeropfer verschafft hatte. Auch einen cleveren Patt-Trick umspielte der Weiße, wonach Schwarz leider die Segel streichen musste.
An Brett 5 versuchte Franz Müller, den weißen Raumvorteil gegen einen königsindischen Aufbau in Handfesteres umzuwandeln. Nach längerem Lavieren gelang es ihm, nicht die typische Offensive am Damenflügel zu unternehmen, sondern die entstandenen Lücken der schwarzen Expansion am Königsflügel auszunutzen. Als Weiß die g-Linie im eigenen Sinne zu öffnen wusste, musste Schwarz bald schon etwas Material geben, um der weißen Initiative Herr zu werden. Als er nach einem Übergang ins Endspiel noch mehr Material drangab, um ein bedrohliches Bauernzentrum zu errichten, musste er feststellen, dass eher ästhetisch als effektiv war. Bald hatten sich die weißen Figuren durch dieses Zentrum gefressen und erzwangen die schwarze Aufgabe! 4:2 für Leimen
An Brett zwo bekam es Jonathan Geiger mit Schwarz mit einem 90jährigen Widersacher zu tun. Nach einer im Zentrum dynamischen Anfangsphase konnte der Nachziehende mit einem taktischen Trick einen Bauern einheimsen, den er jedoch zu einem gewissen Preis erstand: Weiß entwickelte gleich Dynamik und gerade bei ungleichfarbigen Läufern musste er sich bemühen, die Initiative des Weißen einzudämmen. Letzterer willigte allerdings früh in den Damentausch ein, sodass Schwarz Gelegenheit hatte, sich zu konsolidieren. Mit einem Mehrbauern ging es also in das komplizierte Endspiel. Der Schwarze entschloss sich zu einem Turmtausch, da er damit den weißen Bauern auf a3 erobern konnte und seinen eigenen a-Bauern ins Rennen zu schicken, doch das weiße Gegenspiel hätte (bei beiderseits nicht perfektem Spiel) fast zu einem Remis gereicht, so blieb es glücklicherweise beim ganzen Leimener Punkt.
Am vierten Brett war Patrick Maes der Feldherr der Schwarzgewandten. Nach und nach übernahm er bei vollem Brett die Initiative durch seinen Vorstoß der Damenflügelbauern sowie dank schwarzfeldriger Kontrolle. Gleichwohl bot der Weiße keine offensichtlichen Schwachpunkte und dies blieb auch lange Zeit so, sodass selbst in der Zeitnotphase keine entscheidende Krise der Partie erfolgte. Immerhin hatte Schwarz die Kontrolle über die e-Linie übernommen und das nach und nach sich reduzierende Material tat dieser keinen Abbruch, tatsächlich hatte Weiß weniger Möglichkeiten, schwache Felder zu überdecken, sodass zwar spät, aber nicht überraschend Schwarz doch entscheidend eindringen und den 6:2-Sieg beschließen konnte.
Toller Sieg mit spannenden Kämpfen!