SC Leimen - SK Ladenburg 2 5:3
Einen erneuten Heimsieg erzielte die SC Leimen am vierten Spieltag in einem wechselhaften Spiel, in dem einige Partien nicht den "standesgemäßen" Ausgang fand.
An Brett 8 war bereits nach 20 Minuten Schluss. Dies aber nicht durch ein Großmeisterremis, vielmehr hatte German Paul mit Weiß seinen offensiv am Damenflügel vorpreschenden, dabei aber die Entwicklung und vor allem die Königssicherheit vernachlässigenden Widersacher per Handstreich zu Fall gebracht. Die frühe Führung für die Leimener Farben!
An Brett 5 hatte Franz Müller das Kommando über die finstere Armee inne. In einer Nebenvariante einer Nebenvariante kamen beiderseits früh die grauen Zellen in Bewegung; etwas weißen Druck auf der d-Linie nahm unser Mann mit Damentausch aus der Stellung, allerdings auf Kosten einer Schwächung der Bauernstruktur, die aber, so ergab es sich, bei reduziertem Material nicht schwer ins Gewicht fiel, sodass der Punkt folgerichtig geteilt wurde.
An Brett 7 musste auch Fiodor Vakuliuk mit den schwarzen Steinen ran. Ein weißes Gambit nahm er gleichmütig an und befestigte den Mehrbauern mit schwerstem Geschütz. Allein, die zu diesem Zwecke entsandten Truppen fehlten an anderer Stelle, sodass Weiß am Königsflügel seine Chance witterte. Aus dem Staub des Kampfgetümmels tauchten am Ende zwei schwarze Leichtfiguren gegen einen weißen Turm auf, der allerdings auf den Trumpf zweier verbundener Freibauern im Zentrum pochte (ein Turm pro Seite kam noch hinzu). Diesen Marsch vermochte die schwarze Kavallerie nicht zu hemmen: 1:0 (und Ausgleich im Kampf).
An Brett 4 gedachte Patrick Maes das geschlossene Zentrum zu einem furchtlosen Vorstoß am Königsflügel auszunutzen, stieß dabei auf eine solide schwarze Befestigung. Geduld ist die erste Pflicht des Belagerers und nachdem der Feind den weißen Vorpostenspringer auf f5 nicht mehr auszuhalten imstande war, öffnete der fällige Abtausch dem Weißen die g-Linie. Trotz eines knappen Zeitpolsters fand unser Mann den Mut, noch eine Leichtfigur anzubieten; und dieser Mut wurde mit dem Einbrechen der weißen Dame und der baldigen Gefangennahme des schwarzen Monarchen belohnt. Sieg für uns!
Am Spitzenbrett trat wieder einmal Peter Hildenbrand in Erscheinung. Die nachziehende Seite verteidigte er in einem weitestgehend symmetrischen damenlosen Mittelspiel. Beide Seiten machten zarte Versuche, schwache Punkte auf der Gegenseite zu Vorposten auszubauen, aber da letztlich sowohl links als auch rechts des Rubikons ähnliche Bedingungen vorherrschten, kam keine Seite zu entscheidenden Manövern, es blieb beim friedlichen Remis.
Am sechsten Brett stand der furchtlose Kämpe Nobert Cimander im Felde, im Rücken die weiße Armee, im Herzen den eisernen Willen, dem feindlichen Monarchen nachzustellen. Schnell ward eine Figur geopfert, um die h-Linie freizumachen für die weiße Artillerie. Doch allzu mutig war der weiße Brückenkopf nach g6 vorgewandert, wo der Gegner ihn umkreiste. Nun stand nur noch etwas Initiative als Gegenwert für eine ganze Figur. Eigentlich zu wenig, aber die Strategie der tausend Nadelstiche zeitigte am Ende doch Wirkung. Ein Streich wider den feindlichen Feldherrn beförderte dessen wirkungsvollste Waffe, die Dame, von der Schlachtstätte. Nun mit Dame gegen Turm und Läufer ward es an der Zeit, dass der weiße König die Arbeit seiner gefallenen Mannen zu Ende brachte. Er stellte seinen schwarzen Gegenspieler am Brettrand, die Dame verband diagonale und horizontale Drohungen zu einem unentrinnbaren Mattnetz. Grandios!
An Brett 3 schaute sich David Gauthier eine ruhige Eröffnungsphase ohne Bauernhebel an. Doch sowie er seinen Rappen in die gegnerische Hälfte führte und dieser abgetauscht wurde, brach die unter der Oberfläche brodelnde Dynamik der Stellung hervor. Den durch den Abtausch verführerisch, aber auch drohend nah gekommenen Bauern wollte sich der Weiße einverleiben, offensiv brachte er Springer und Läufer am Königsflügel nach vorne und schließlich den g-Bauern dazu. Und das nicht ohne Erfolg, denn um den Bauern zu retten, schlitterte unser Mann in eine Abwicklung, die ihm die Qualtität kostete und zudem einen offenen König bescherte. Doch dann... Der verbliebene Springer galoppierte übers Feld, sammelte einen Bauern ein und ward ein ständiges Ärgernis, sodass der Weiße am Ende die Mehrqualität hergab. Aus einem remislichen Turmendspiel wurde ein remisliches Bauernendspiel und daraus ein remis. 4,5 Punkte!
Am zweiten Brett schließlich kam Jonathan Geiger gegen einen etwas unregelmäßigen schwarzen Aufbau mit dem Läuferpaar aus der Eröffnung. Eine Abwicklung brachte ihm auch den langen schwarzen Läufer auf b7 und somit strategischen Vorteil. Doch dafür entwickelte Schwarz eine Aktivität am weißen Königsflügel. Das aufziehende Unwetter im befestigten Haus abzuwarten, schien unserem Mann nun - fälschlich - für riskanter, als sich auf Verwicklungen einzulassen. Im Zeitnotgefecht fiel dann ein entscheidender Bauer und mit ihm notwendigerweise auch ein zweiter. Etwas Druck auf den Punkt g7 schien ein geringer Trost, doch als ein vereinzelter Mehrbauer zu rasch vorrückte, um die weißen Figuren zu binden, fiel dieser. Und ein Mehrbauer mit Turm und Springer gegen Turm und Läufer war wohl ohnehin zu wenig, aber als nach langem Kampf der Schwarze nun einen taktischen Trick übersah, musste er sich von seinem verbliebenen Mehrbauern auch noch trennen und so schüttelte man sich zuletzt auch hier die Hände zum Schlusstand von 5:3.
Gut gekämpft, Leute!