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Saisonstart 22/23

Die beiden ersten Kämpfe der neuen Saison sind gefochten, zu Buche stehen zwei knappe Resultate; zunächst zu unseren Ungunsten, dann jedoch für uns.

SC Leimen - SSC Altlußheim 3,5:4,5

Beim Heimspiel gegen Altlußheim mussten die Leimener bald schon einem 0:2 hinterherlaufen: An Brett 6 musste Fjodor Vakuljuk einer gegnerischen Batterie aus Läufer und Dame den Eintritt in seine ausladende Bauernstruktur gestatten; die eintretende Unordnung im eigenen Lager verhinderte einen langen Widerstand. An Brett 8 hatte Marcus Limbeck seinen Kontrahenten zu einem fast ausgeglichenen Schwerfigurenendspiel heruntergehandelt, doch dabei war ein Bauer an den Gegner gegangen. Da nun jedes Bauernendspiel verloren gewesen wäre, musste unser Mann mehr und mehr Zugeständnisse an die gegnerische Aktivität machen, die alsbald den vollen Punkt kosteten.

Dafür konnten German Paul an Brett 7 und Norbert Cimander an Brett 5 die Heimmannschaft durch Schwarzsiege den Rückstand egalisieren. [Leider wurde ich durch meine eigenen Sorgen (s.u.) davon abgehalten, den Verlauf der Partien gebührend in Augenschein zu nehmen.] Leider musste gerade Ihr Berichterstatter (Jonathan Geiger) am ersten Brett wiederum einen Rückstand hinnehmen; nachdem er nämlich als Schwarzer Abstand davon nahm, spekulativ auf Angriff zu spielen, der direkte Weg aber nicht mehr als Dauerschach versprach, zog er sich zurück und gedachte, einen strukturell günstige Stellung zu verwalten. Allein, es zeigte sich, dass die vormals gedrückte weiße Stellung vor allem durch einen sehr starken unopponierten schwarzfeldrigen Läufer rasche Aktivität entfaltete, die Schwarz bei knapper Zeit nichts mehr entgegenzusetzen hatte.

An Brett zwei sah es besser aus, wo David Gauthier gegen einen etwas passiven schwarzen Aufbau Druck auf dem Königsflügel machte; eine offene Linie allein brachte die Entscheidung freilich noch nicht an sich, aber das Spiel gegen den schwarzen König zwang Schwarz zu einem Figurenopfer. Dessen Annahme trieb in beiderseitiger Zeitnot den Zusehenden die Schweißperlen auf die Stirn, den weißen König aus seiner Komfortzone weit hoch übers Brett, aber letztlich war der schwarze König in seinem Gefängnis noch ärgerer Gefahr ausgesetzt, die die Partie zu unseren Gunsten entschied. 3:3

Patrick Maes hatte sich als Schwarzer harmonisch aufgebaut, ohne dass das Gleichgewicht ernstlich zu seinen Gunsten verschoben schien. Doch da erspähte er die Gelegenheit, die gegnerische Grundreihenschwäche auszunutzen und stibitzte einen Bauern, da Weiß die schlagende Figur bei Strafe unabwendbaren Matts nicht nehmen durfte. Dass Weiß noch kurze Aktivität entfachte und etwas mit seinen Schwerfiguren Spiel gegen den König entwickelte, schien nur noch Fußnotenrang zu haben. Und der Punkt wäre in unseren Reihen geblieben, wenn nicht die Zeitnot uns alle zu Wachs in Caissas Händen machen würde. Eine ungünstige Konstellation der Figuren erlaubte dem Gegner eine petite combinaison, die in einer Läufergabel mit Turmgewinn endete - Sieg für die Gäste.

Als letztes hatte Franz Müller an Brett 4 zu kämpfen. Nach einem vielversprechenden Beginn änderte sich das Blatt, als Schwarz einen Freibauern auf der c-Linie erhielt, der die weißen Kräfte sehr in Anspruch nahm und dazu noch einen Bauerngewinn für Schwarz bedeutete. Doch unser Mann war die Flinte nicht ins Korn, verkomplizierte das Endspiel mit beidseitiger Turm-und-Springer-Kombination und entfernte sich mutig vom gegnerischen Freibauern auf der Suche nach Aktivität. Dies zeitigte gewisse Erfolge und letztlich gab sich der Schwarze mit einem Remis zufrieden. Ein guter Kampf von Franz, auch wenn es damit nur zu einem 3,5:4,5 reichte.

SK Chaos Mannheim 2 - SC Leimen 2,5:3,5

Im zweiten Kampf ging es zu den Chaoten nach Mannheim. Am Morgen gab es mit zwei krankheitsbedingten Ausfällen noch Hiobsbotschaften; als wir im Regen vor verschlossener Gaststätte standen, erhellte sich die Laune dennoch etwas, als sich herausstellte, dass die Gegner ebenfalls zu sechst anzutreten gezwungen waren. Nach gewisser Zeit wurden uns sogar die Türen geöffnet, irgendwann sogar ein Raum gefunden und so war es nur noch das einstündige Schnitzelklopfen aus dem Nebenzimmer, das uns in die Quere kam...

Wieder gerieten wir in einen 0:2-Rückstand. Am dritten Brett hatte Franz Müller zwar einen Raumvorteil bei geschlossenem Zentrum, die einzige offene Linie war aber in des Gegners Hand. Gerade der Zug, der seinen auf eben dieser Linie stehenden Figuren Entsatz verschaffen sollte, entpuppte sich als Bumerang. Ein Läuferspieß verschaffte dem Schwarzen eine Mehrqualtät, da der verantwortliche Läufer (auf b5) zwar vom Sc3 genommen werden konnte, aber nur unter Aufgabe eines Läufers auf c2 - mit Schach! Als dann auch noch ein weiterer taktischer Schlag eine Figur vom Brett zauberte, blieb unserem Recken nichts weiter, als dem Gegner die Hand zu reichen.

Auch Norbert Cimander gelang dieses Mal die Partie nicht zum Allerbesten. Aus der Eröffnung heraus befand sich sein König noch im Zentrum, nervös auf das gegnerische Läuferpaar schielend, das nur darauf zu warten schien, die königliche Rochadeposition aufzureißen. Zwar konnte unser Mann einiges Material tauschen, aber selbst bei reduziertem Material (oder deswegen) war der offene König eine Quelle taktischer Möglichkeiten für den Gegner, die diesem den ganzen Punkt bescheren sollten.

Zu seinem zweiten Saisonsieg kam dafür German Paul an Brett 6. Gegen den Orang-Utan des Gegners, der sich am Damenflügel emporhangelte, gelang es ihm schließlich ein Bauernzentrum zu etablieren. Da der Weiße es versäumte, seinen König zur Seite zu bewegen, machte er durch eine Fesselung positionelle Fortschritte auf der e-Linie, musste aber auch einen seiner Zentrumsbauern an den Gegner abtreten. In der entstandenen offenen Stellung pochte Weiß zwar auf das Läuferpaar, unser Mann aber auf aktive Türme, die ihm zunächst den Rückgewinn des Bauern erlaubten und nach einiger Zeit durch ein amüsantes Fesselmotiv den Gewinn einer Leichtfigur und damit auch der Partie!

Fjodor Vakuljuk baute am fünften Brett wiederum ein imposantes Bauernzentrum auf und vernachlässigte die Entewicklung. Doch ungeachtet der Tatsache, dass er erst im zehnten Zug seine zweite Figur zog - und das war ein Königszug ein Feld nach vorne -, zahlte sich der Raumgewinn aus! Als das Feld d5 frei wurde, stampfte die Bauernwalze nach vorne, legte den lang rochierten König frei und erlaubte letztlich das Eindringen weißer Schwerfiguren auf der a-Linie, die von dieser Expedition als Beute den schwarzen Monarchen im Gepäck hatten.

Am zweiten Brett führte David Gauthier die schwarzen Steine. Gegen den soliden, aber ambitionslosen weißen Aufbau stellte er sich harmonisch auf und übernahm durch eine imposante Bauernfront am Damenflügel alsbald die Führung in der Stellung. Gleichwohl kam es lange Zeit zu wenig direkten Feindkontakt und die Festigkeit der weißen Stellung erlaubte kaum mehr als den Übergang in ein Endspiel, in dem Schwarz Drohungen aufstellen konnte, es aber an lohnenswerten Zielen mangelte. Und so ward schließlich doch ein Frieden geschlossen.

Am Spitzenbrett kam Jonathan Geiger mit den weißenden Steinen mit positionellem Vorteil aus der Eröffnung, da die Schwarze aufgrund der Schwäche ihrer schwarzen Felder sich genötigt sah, die Figurenkoordination zu vernachlässigen. Insbesondere kam der weißfeldrige Läufer nicht vom Fleck, was sich schließlich rächen sollte. Nach einem Durchbruch am Königsflügel hatte Weiß einen Mehrbauern und, noch schlimmer, einen Turm auf der letzten Reihe, der den besagten Läufer an den Damenfügelturm band. So gingen der Nachziehenden nach kurzer Zeit die Züge aus; etwas Besseres als der Übergang in ein verlorenes Endspiel mit Minusqualität ließ sich für sie nicht mehr finden, und so stand es am Ende 2,5:3,5 für die Leimener Farben!